Geburtsbericht - Familie Krone

 

Ich bin Mutter von drei Kindern und habe meine ersten beiden Söhne im Krankenhaus geboren. Mein drittes Kind habe ich im Geburtshaus bekommen. Nach den beiden ersten Geburten im Krankenhaus, dachte ich immer: Naja, die Geburt ist zwar der reinste Horror, aber immerhin bekommt man dafür das allerschönste Wunder: ein Kind. Harter Weg, schönes Ergebnis. Und jeder der behauptet, die Geburt ist doch was tolles, der spinnt.

Jetzt weiss ich, dass es nicht so sein muss. Dass sogar der Weg durch die Geburt schön sein kann. Und ich bin froh, dass ich das bei meiner dritten Geburt erleben durfte.„Geburtshaus“ war bereits bei meiner ersten Schwangerschaft schon ein Thema für mich, habe mich aber aus verschiedenen Gründen zunächst dagegen entschieden. Der Hauptgrund für mich gegen das Geburtshaus war, dass man direkt nach der Geburt nach Hause muss und nicht noch die ersten Tage betreut ist. Das war mir beim ersten Kind sehr wichtig, da ich noch keinerlei Erfahrung mit Babys hatte. Da mein Mann und ich unterschiedliche Rhesusfaktoren haben, hat mich hier auch die Organisation von der evtl. anfallenden Spritze überfordert. Daher entschloss ich mich ins Krankenhaus zu gehen und dort das „Rundum-Paket“ zu bekommen.
Ich bin ein sehr naturbezogener Mensch und meine Stärke ist, mich auf mein inneres Gefühl zu verlassen. In der Regel schaffe ich es mich nicht von Außenstehenden irritieren zu lassen und weiter auf mein Gefühl zu hören. Mit Schmerzen kann ich im Allgemeinen umgehen, da ich jegliche Betäubung vermeide, auch beim Zahnarzt. Da die Geburt ein natürlicher Vorgang ist, war ich davon überzeugt, dass schaffe ich schon! Schließlich haben das andere auch schon vorher geschafft. Ich war also vor der ersten Geburt durch aus positiv eingestellt und hatte keine große Angst.
Die Geburt verlief dann allerdings nicht so wie gewünscht. Die Wehen waren zwar schon von Anfang recht regelmäßig, wahrscheinlich nur nicht stark genug. Im Krankenhaus angekommen, war ich zunächst froh, endlich da zu sein und mich „betreut“ zu wissen. Allerdings habe ich neben einem intervenösen Zugang und dem CTG zunächst keinerlei „Hilfe“ bekommen. Die Ärzte / Hebammen kamen und gingen nachdem sie das CTG gecheckt hatten. Mir fehlte jemand, der mir sagte, wie genau es jetzt weitergeht bzw. was ich aktiv machen könnte. So vergingen die Stunden mit Wehen und dabei wurde ich immer kraftloser und verkrampfte mich mit jeder Wehe immer mehr. Schließlich befand ich mich total kraftlos halb im Delirium und wartete nur noch darauf eine PDA zu erhalten, die dann nach 3 Stunden endlich gelegt war. Auch mein Mann, der die ganze Zeit an meiner Seite war, war seelisch und körperlich fix und fertig. Mit der PDA konnte ich mich ein wenig ausruhen (nach knapp 24 Stunden Wehen) und schließlich doch noch meinen Sohn spontan gebären.
Die ersten Tage im Krankenhaus habe ich dann allerdings als sehr schön erlebt. Wir hatten Glück, es war nicht viel los und wir hatten ein Familienzimmer. Die Hebammen nahmen sich viel Zeit für meine Fragen beim Wickeln, Stillen etc. Und ich war heilfroh, dass mir jemand regelmäßig essen vor die Nase setze, die Wäsche wechselte und einfach da war. Auch die ersten Säuglingsuntersuchungen wurden bei unserem Sohn direkt durchgeführt und man musste nichts weiter organisieren.
Bei meiner zweiten Schwangerschaft bzw. Geburt war ich mir sicher: diesmal wird es viel einfacher! Ich hatte die Erfahrung einer Geburt hinter mir und war mir sicher: diesmal werde ich mich nicht bei den Wehen total verkrampfen, ruhig atmen und entspannen zwischendurch. Ich habe meinen Mann aufgeklärt, dass es sein Job während der Geburt ist mir immer wieder zu sagen: entspannen, atmen, nicht verkrampfen. Und notfalls hätte ich wieder den Joker die PDA im Ärmel.
Also ging es wieder voller Zuversicht ins Krankenhaus. Doch kaum war ich da, verlor ich wieder jegliches Gefühl für mich selbst und ließ mich in den Krankenhausablauf so einfangen, dass ich nicht mehr wusste, wo rechts und links war, geschweige denn wie ich ein Kind gebären soll. Und wieder verkrampfte ich mich trotz guter Vorsätze, wurde sehr schnell kraftlos und mutlos und fragt sehr bald nach einer PDA. So habe ich meinen zweiten Sohn auch spontan mit PDA geboren.
Auf Grund vielerlei Erfahrungen bin ich kein Fan von Krankenhäusern und deren Abläufen. Mir war sehr wohl bewusst, wie die Realität im Krankenhaus aussieht. Aber ich war sehr selbstbewusst und vertraute darauf, so einen natürlichen Vorgang wie die Geburt (das haben schließlich schon viele geschafft), notfalls auch alleine zu schaffen. Aber da habe ich mich getäuscht. Der Ablauf im Krankenhaus führte dazu, dass ich während der Geburt weder wusste wo oben noch unten ist, geschweige denn wie man ein Kind zu gebären hat. Meine bloße Anwesenheit im Krankenhaus schmiss mich total aus der Bahn und mein so darauf vertrautes eigenes Gefühl hatte ich total verloren.
Daher entschied ich mich bei meiner dritten Schwangerschaft die Geburt im Geburtshaus zu versuchen. Jeder der mich fragte, sagte ich: Ich kann ja nur gewinnen. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, ich lande wieder im Krankenhaus. Also, warum nicht versuchen?
Mein Mann war nicht wirklich überzeugt, überließ aber natürlich mir die Entscheidung. Gerade weil auch er die beiden letzten Geburten als extrem anstrengend und nervenaufreibend in Erinnerung hatte.
Die Wehen fingen glücklicherweise morgens an. So konnten wir in Ruhe die Kinder fertig machen und zu den Großeltern schicken, die dort auch voller Begeisterung hin gingen. Da hatte ich dann schon mal den Kopf frei und Ruhe im Haus. Danach riefen wir dann die Hebamme an, die uns den Rat gab, solange wie möglich zu Hause zu bleiben, so wie wir uns wohlfühlen. Und das taten wir dann auch. Die Wehen waren regelmäßig aber noch nicht stark, so dass wir es erst einmal genossen zu zweit zu Hause zu sein. Wir guckten fernsehen (!) und unterhielten uns. Ich hatte dann nochmal eine Wehenpause, so dass ich ein wenig schlafen konnte. Danach haben wir was gegessen und dann hatte ich so langsam keine Lust mehr und wollte, dass es endlich so „richtig“ losgeht. Zunächst waren wir noch zu Hause und liefen den Flur auf und ab und ich veratmete die Wehen im Treppenhaus hängend an einem Tuch. Aber dann hatte ich keine Geduld mehr und wollte losfahren.
Im Geburtshaus angekommen, hat die Hebamme uns erst einmal in Ruhe ankommen lassen. Es gab keinerlei nervigen CTG Untersuchungen etc., die ich meistens sowieso schon während der Schwangerschaft als anstrengend empfunden habe. Die Hebamme fragte mich, ob ich irgendwelche Wünsche habe, und ich meinte nur: Ich will das Kind HEUTE noch bekommen und nicht erst morgen. Ihre Antworte lautete: Das schaffen wir! So positiv bestärkt folgte ich weiter meinem Inneren Kreislauf aus Wehen und Atmung und tatsächlich: 2 Stunden später hatte ich meine Tochter im Arm!
Irgendwie war es auf einmal ganz einfach gewesen. Ich konnte mich während der Geburt vollkommen auf mich selbst konzentrieren und so verlief die Geburt problemlos, genauso wie ich es mir eigentlich jedes Mal vorgestellt hatte, nur dass ich es diesmal tatsächlich alleine geschafft habe. Ich war weder kraftlos noch mutlos, die Wehenschmerzen absolut nebensächlich und im Nachhinein wirklich ein schönes Gefühl. Ich kann es nicht anderes erklären, als im Gegensatz zum Krankenhaus, einem das Selbstvertrauen nicht genommen sondern bestärkt wird. Selbst mein Mann, der die ganze Zeit sehr unterstützend an meiner Seite war, merkte, wie sehr entspannt ich die ganze Zeit war und dadurch ging es ihm natürlich auch besser.
Vor der Geburt im Geburtshaus hätte ich nie gedacht, dass man die Worte „schön“ und „entspannt“ in einem Satz mit der Geburt verwenden kann. Aber es war tatsächlich so. Selbst mein Mann ist so begeistert, dass er es überall rum erzählt.
Also, ich würde jederzeit wieder ins Geburtshaus gehen und jedem, der die Möglichkeit dazu hat, es auf jeden Fall empfehlen!