Geburtsbericht Nr. 2- Familie Horne

 

Unser drittes Kind soll auch in Geburtshaus zur Welt kommen. Das war unser größter Wunsch, nachdem unsere ersten beiden Buben auch dort in der wundervollen, ruhigen Atmosphäre auf die Welt gekommen sind. Diesmal habe ich vorher noch den HypnoBirthing-Kurs besucht. Beim Dritten läuft alles etwas anders, habe ich immer mal vernommen. Tatsächlich war es auch so. Ich hatte wochenlang das Gefühl, das Baby möchte früher raus und ich wüsste lange nicht, wie ich noch bis zum Termin durchhalten sollte.

Viele Vorsorgen, Akupunktur, Gespräche etc. nahm ich bei den Hebammen im Geburtshaus wahr. Ich war somit mit allen Hebammen sehr vertraut. Da meine ersten beiden deutlich vor Termin kamen, war ich fest davon überzeugt, dass es diesmal wieder so sein wird. Zwei Wochen vor Termin war ich mir dann sicher, dass es losgeht. Ich hatte alle fünf Minuten Wehen fast drei Stunden lang. Eine Hebamme habe ich nicht angerufen, da es mir noch bestens ging. Und plötzlich war alles wieder weg. Ich konnte es kaum glauben und war etwas frustriert. Ich hatte mich auf die Geburt eingestellt. Die kommenden Tage passierte einfach nichts mehr. Irgendwann habe ich dann versucht mir keine Gedanken mehr zu machen. Bis zu dem Tag, als dann der Termin tatsächlich war. Ich wurde zunehmend unruhiger, obwohl es keinen offensichtlichen Grund gab. Es war einfach eine ganz neue Erfahrung für mich. Alle Hebammen machten mir Mut ich solle doch auf mein Baby und mich vertrauen und es wird sich schon zur rechten Zeit auf den Weg machen.
Fünf Tage über dem Termin (und ja immer noch locker in den fünf Wochen drin …)war es dann endlich soweit. Wieder Wehen. Nachts um eins hat es begonnen. Die diensthabende Hebamme habe ich erst um sechs Uhr angerufen, da ich gut mit den Wehen zurechtkam, obwohl sie bereits alle fünf Minuten waren. Es waren jedoch keine Geburtswehen, soviel wusste ich bestimmt. Wir haben uns für acht Uhr im Geburtshaus verabredet. Meine Familie hat mich dort abgesetzt und mein Mann hat die großen dann in den Kindergarten und zur Tagesmutter gebracht. Befund bei mir war Muttermund zwei Zentimeter. Hm, das war ja nicht sooo viel. Naja. Mein Baby lag nicht korrekt positioniert im Becken. Es bewegte sich ständig wie wild hin und her. Hatte immer noch richtig viel Platz im Bauch. Ich bekam wehenfördernde Tees und Globulis, aber die Wehen wurden irgendwie nicht produktiver. Mittags bekam ich Hunger und ich hatte keine Lust mehr noch ewig so weiter zu machen. Es musste eine Veränderung her. Wir haben uns auf den Weg zum Bäcker gemacht. Wenn schon das Baby auf sich warten lässt, gehe ich zumindest mal was essen, dachte ich mir. Die ersten Meter gingen noch gut. Doch plötzlich zack hat es sich verändert. Die Wehen waren da. Die Richtigen. Wir haben es natürlich nicht mehr zum Bäcker geschafft. Wir haben es mit Mühe und Not und sehr langer Zeit zurück ins Geburtshaus geschafft. Alle paar Meter stützend an Hauswänden. Ich teilte meiner Hebamme mit, dass das Baby stark nach unten drückt und bald rauskommt. Diesmal war der Befund 4 – 5 cm. Erst. Hatte sich nach deutlich mehr angefühlt Ich war angespannt. Solch ein Druck nach unten, aber bei 4 – 5 cm passt kein Köpfchen durch. Die Wanne wurde eingelassen, da ich etwas Pause von der Schwerkraft braucht. Ich konnte es kaum noch erwarten. Im Wasser war dann alles deutlich heftiger. Kaum noch Wehenpausen, ein so starker Druck nach unten, und von jetzt auf gleich Pressdrang. Muttermund bei 6 cm, nach einer Wehe auf einmal komplett geöffnet. Baby kann kommen und es kam. Das Kleine hatte es dann auf einmal sehr eilig. Dammschutz. Ich spürte regelrecht, wie sich das Köpfchen durch mein Becken bewegte. Unser Kleines war hellwach und strampelte ganz arg mit den Beinchen. So schnell war der Kopf geboren und ich habe es gerade so geschafft einen kurzen Moment inne zu halten, damit es die Drehung machen kann und dann wurden die Schultern und der Rest geboren. WOW. Es war alles auf einmal vorbei. So schnell. So viel Vorbereitungszeit, bis es sich endlich richtig positioniert hat und dann noch nicht einmal eine Stunde. Ich war so erleichtert. Ich war fertig und überglücklich. Diese Wahnsinns Emotionen. Unser dritter wunderschöner Junge war geboren. Mir ging es gut. Dem Kleinen auch. Die Plazenta kam auch ohne Probleme. Bonding in der Badewanne. Nabelschur auspulsieren lassen. Schmusen mit unserem kleinen Wunder. Die zweite Hebamme kam dazu, etwas zu spät, da alles so schnell ging. Wir haben es geschafft. Wir waren alle so happy. Dann habe ich mich geduscht und ins Bett gekuschelt und bekam den Kleinen direkt wieder zu mir. Trinken wollte er nicht. Er hatte, wie sich herausstellte, mehr aos genug Fruchtwasser im Magen und schlichtweg keinen Hunger. Mein Kreislauf baute ab. Das kannte ich von den vorherigen Geburten auch. Ich wurde auf Geburtsverletzungen untersucht. Hatte aber keine. Ach es war alles so friedlich. Drei Stunden nach der Geburt hat mein Mann die beiden großen Brüder abgeholt und mit ins Geburtshaus gebracht. Sie haben ihren kleinen Bruder mit uns willkommen geheißen und waren ein bisschen verzaubert. Wir danken allen Hebammen von Herzen, dass es unter diesen schwierigen politischen Umständen das Geburtshaus gibt. Mit so viel Engagement und Herzblut ist jede einzelne Hebamme dabei. Mein ganz besonderer Dank gilt Nicole. Du hattest so viel Geduld mit mir. Du hast so gut auf unser Baby und mich aufgepasst. ES war alles sehr passend für uns. Ich bin stolz darauf, dass wir es geschafft haben und uns wieder getraut haben, unserm kleinen Jungen eine Geburtshaus zur ermöglichen. Es ist das natürlichste der Welt in unseren Augen.